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Warum und wie wir Lerntagebücher einsetzen

Inklusive Bsp.


Für Lehrer:innen

By Julia Klug


Lerntagebücher fördern die Reflexion über das Lernen und die Reflexion ist bekanntlich ein wesentlicher Teil des selbstgesteuerten Lernens in der Aktions- und – siehe da – Reflexionsphase. Nach der Reflexion ist sogar eine eigene Phase benannt. Reflexion ist für die Kompetenzentwicklung in jedem Bereich notwendig, auch für uns selbst als Lehrende. Lerntagebücher können uns helfen, unser Handeln zu reflektieren. Sie strukturieren und leiten uns in der Reflexion. Aber wartet! Die Reflexion in Lerntagebüchern ist nicht nur förderlich für die Kompetenzentwicklung, sondern auch für die Motivation, das Verhalten und den Transfer von Gelerntem.

Hier ein kurzer Überblick, warum und wie wir in der Schule mit Lerntagebüchern arbeiten könnten.


WARUM Lerntagebücher verwenden?

Ich möchte veranschaulichen wie Lerntagebücher für das Lernen von Nutzen sind[1]:

Motivation

Wenn unsere Schüler:innen (und wir selbst) das eigene Handeln und vor allem das Gelernte reflektieren, können sie selbst kleine Verbesserungen erkennen. Sie fühlen sich selbstwirksamer und kompetenter, was sie wiederum motiviert, weiterzumachen (siehe unseren Blogpost über #Motivation).

Verhalten

Der sogenannte Reaktivitätseffekt beschreibt, dass wir, wenn wir unsere Handlungen überwachen, sie in eine vorteilhafte Richtung verändern, einfach nur weil wir sie beobachten. Dies gilt auch für das Lernen. Wenn Schüler:innen ihr Lernverhalten in Tagebüchern verfolgen, lernen sie mehr und besser, was zu besseren Ergebnissen führt, nur weil sie darauf achten.[2]

Transfer

Wenn Schüler:innen etwas Neues gelernt haben, können sie im Lerntagebuch nachverfolgen, wie sie die neuen Kenntnisse oder Fähigkeiten anwenden. So fördern Tagebücher den Transfer des neu Gelernten.


WIE Lerntagebücher verwenden?

Sie können für Ihre Schüler:innen Ihr eigenes Lerntagebuch ganz nach Ihren Wünschen erstellen. Es kann all die Themen abdecken, für die Sie es verwenden möchten. Allerdings sollte es nicht zu lange dauern das Tagebuch auszfüllen, da Sie Ihre Schüler:innen nicht mit zu viel Arbeit an den Tagebüchern überfordern wollen. Es ist ein einfaches Preis-Leistungs-Verhältnis.

Zielgruppe

Bei der Gestaltung ist es wichtig, das Alter Ihrer Schüler:innen zu berücksichtigen. Sie können bereits in der Grundschule damit beginnen, mit Tagebüchern zu arbeiten und Metakognition und Reflexion zu fördern. Mit etwa 8 bis 9 Jahren sind die Schüler:innen in der Lage, auf einer Metaebene über ihr Lernen nachzudenken. Tatsächlich ist es das absolut wert. Je früher die Schüler:innen Planung und Reflexion üben, desto leichter haben sie es später. Für junge Schüler:innen könnten Sie nur wenige Textelemente haben und diese lieber durch Bilder oder Emojis ersetzen.

Struktur

In Bezug auf die Struktur können Sie entscheiden, ob Sie lieber ein paar offene Fragen haben wollen und/oder eine strukturiertere Version mit mehr Anleitung durch Fragen, die auf einer „Skala“ beantwortet werden. Offene Fragen fördern eine tiefere Reflexion. Manchmal sind jedoch auch geschlossenere Fragen und mehr Anleitung von Vorteil. Eine Kombination aus beidem ist oft sinnvoll.

Inhalt

Als Inhalt des Tagebuchs können Sie nach Aspekten des selbstgesteuerten Lernzyklus' fragen, wie z.B. Zielsetzung, Planung oder Emotionen, und Sie können natürlich die Lernfortschritte und -leistungen der Schüler:innen reflektieren und bewerten lassen.

Zielerreichung

Die Schüler:innen können sich Ziele setzen und ihre Zielerreichung in einem Tagebuch reflektieren. Das hilft ihnen, ihre Ziele zu erreichen und sich in Zukunft erreichbarere Ziele zu setzen.

Planung

Die Schüler:innen können in einem Tagebuch planen und ihre Planung reflektieren. Das hilft ihnen beim Zeitmanagement und bei der realistischeren zukünftigen Planung.

Emotionen

Die Schüler können darüber reflektieren, wie sie sich vor und nach einer Aufgabe gefühlt haben. Das hilft ihnen, ihre Emotionen zu erkennen und zu erkennen, wie die Emotionen mit Lernaktivitäten zusammenhängen. Sie sind zum Beispiel stolz auf das, was sie erreicht haben, oder sie schämen sich oder sind ängstlich und wissen, dass es an der Zeit ist, ihre Emotionen zu regulieren (siehe unseren Abschnitt über #Emotionen).

Lernfortschritt und Erfolge

Die Schüler:innen können reflektieren, was sie gelernt haben, wo sie sich schon verbessert haben oder was sie bereits erreicht haben. Dadurch werden sie sich kleiner Verbesserungen bewusst. Sie können auch darüber nachdenken, was gut gelaufen ist und was sie beim nächsten Mal ändern möchten. Und sie können über Gründe für Erfolg oder Misserfolg nachdenken (Stichwort #Attribution).


In jedem Fall ist es wichtig, die Tagebücher sorgfältig einzuführen und die Schüler:innen bei der Umsetzung zu unterstützen.


Zusammengefasst

Wenn wir ein Lerntagebuch erstellen wollen, können wir uns merken:

  • Dass Tagebücher förderlich für Motivation, Verhalten, Transfer und Leistung sind

  • Dass wir sie dem Alter der Schüler:innen entsprechend gestalten

  • Dass wir sie nach Belieben strukturieren können

  • Dass wir Inhalte selbst auswählen können je nach Thema oder Elementen des SRL-Zyklus

  • Dass die Schüler:innen darin über ihr Lernen und ihre Leistungen reflektieren können

  • Dass wir frühzeitig damit beginnen können, diese Art der Reflexion zu fördern

Einfach loslegen! Man kann nicht viel falsch machen :-)


Material zum Download

Im Material zum Downloas gibt es ein paar #Beispiele von Lerntagebüchern für die Primarstufe, die meine Studierenden in einem Seminar für ihren eigenen Unterricht entwickelt haben.


Hier ist noch ein Link zu edutopia mit dem Titel “How Math Journals Help Students Process Their Learning”.


[1]Cf. Schmitz, B., Klug, J. & Schmidt, M. (2011). Assessing self-regulated learning using diary measures with university students. In B. Zimmerman & D. Schunck (Eds.): Handbook of Self-Regulation of Learning and Performance (251-266). New York: Routledge. [2] Cf. Schmitz, B., Perels, F. Self-monitoring of self-regulation during math homework behaviour using standardized diaries. Metacognition & Learning 6, 255–273 (2011). https://doi.org/10.1007/s11409-011-9076-6



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